Nachhaltigkeit in der Kunststoffbranche – Interview mit Matthias Menhart von Geimuplast

Matthias Reichhart
vor 2 Wochen4 min. Lesezeit

In der Kunststoffbranche sind die Herausforderungen für Nachhaltigkeit vielfältig. Umso erfreulicher ist es, mit einem Unternehmen wie Geimuplast aus Farchant zusammenzuarbeiten. Seit über 70 Jahren fertigt das Unternehmen Spritzgussteile, darunter auch für Sportartikelhersteller. Wir sprachen mit Matthias Menhart über die Erfahrungen und Hürden, denen sich das traditionsreiche Unternehmen beim Einstieg in das Thema Nachhaltigkeit gegenübersah.

Matthias, welche waren die ersten Schritte, um Geimuplast nachhaltiger zu gestalten, und wo lagen die größten Herausforderungen dabei?

An erster Stelle steht sicherlich die Erkenntnis, dass Nachhaltigkeit für jegliches Geschäftsmodell jetzt und in Zukunft ein Muss ist. Primär natürlich, weil wir unsere Art zu wirtschaften, den Umgang mit Ressourcen usw. so gestalten müssen, dass zukünftige Generationen auch noch möglichst gute Lebensgrundlagen haben. Aber auch aus rein unternehmerischer Sicht führt kein Weg daran vorbei, da Kunden und auch Lieferanten zunehmend Wert auf Partner legen, bei denen das Thema eine wichtige Rolle spielt. Der erste konkrete Schritt war dann eine Beschäftigung mit EcoVadis, um für uns intern, wie auch nach extern zu dokumentieren, wo wir geradestehen. Parallel gab es aber auch schon konkrete Projekte (z.B. Rückgewinnung von Abwärme für die Heizung der Hallen), um uns zu verbessern.

Neben der Sammlung der Daten für EcoVadis ist es eine Herausforderung, das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen als wichtigen Ansatz in den Köpfen zu etablieren. Hier müssen im Idealfall möglichst viele mitwirken. Als One-Woman/Man-Show wird das schwierig. Um den Stein zumindest ins Rollen zu bringen, reichen z.B. aber auch zwei Personen an den richtigen Stellen.

"An erster Stelle steht sicherlich die Erkenntnis, dass Nachhaltigkeit für jegliches Geschäftsmodell jetzt und in Zukunft ein Muss ist."

Matthias Menhart

Das Unternehmen hat nun mit Zukunftswerk seine erste CO2-Bilanz erstellt. Welche Erkenntnisse haben sich hierbei ergeben? Gab es Überraschungsmomente?

Ein Stück überraschend war, dass wir für den üblicherweise schwierigsten Teil – den Scope 3 – in Summe recht gute Daten zusammenbekommen haben. Vorteil war hier, dass bei uns die eingekauften Kunststoffgranulate das absolute Schwergewicht sind, und wir für die wichtigsten Granulate auch PCF-Werte (Product Carbon Footprint) von den Lieferanten bekommen haben. Mit 90% ist der Anteil des Scope 3 sehr hoch und unsere Einfluss-Möglichkeiten leider sehr beschränkt. In den allermeisten Fällen definieren unsere Kunden alleine das Produkt und damit z.B. auch das einzusetzende Granulat. Die Kunststoffverarbeitung ist hier tatsächlich ein schwieriges Pflaster. Potential für mehr Nachhaltigkeit sähe ich daher vor allem in einem Produktdesign, das Langlebigkeit, eine mögliche Wiederaufbereitung der Produkte und am Ende das Recycling schon mitdenkt. Bis zu einer umfassenden Kreislaufwirtschaft haben wir noch ein gutes Stück Weg vor uns. Das schaffen wir als kleines Unternehmen auch nicht alleine, sondern nur gemeinsam mit unseren Partnern in der Lieferkette.

"Je öfter in Gesprächen auch Aspekte der Nachhaltigkeit betrachtet werden, desto mehr werden auch von anderen Ideen eingebracht. Irgendwann wird es hoffentlich einfach zur Selbstverständlichkeit, Nachhaltigkeit mitzudenken."

Matthias Menhart

Die CSRD verpflichtet Unternehmen ab einer bestimmten Größe einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen. Mit 50 Mitarbeitenden fällt Geimuplast nicht unter die Berichtspflicht. Dennoch kann das für kleinere Unternehmen sinnvoll sein. Welche Gedanken machst Du Dir zu diesem Thema?

Wir möchten als nächsten Schritt unsere Bemühungen auch in Form eines Nachhaltigkeitsberichts dokumentieren, um Transparenz für alle Stakeholder zu schaffen. Auch wenn wir momentan nicht absehen können, ob wir in Zukunft dazu verpflichtet werden, gehen wir davon aus, dass wir unseren berichtspflichtigen Kunden Auskunft geben müssen. Insofern wollen wir darauf vorbereitet sein und uns mit unserem Bericht an den ESRS zumindest anlehnen. Wir glauben, dass es dann leichter ist, bei Bedarf den Berichtsumfang den Notwendigkeiten entsprechend zu erweitern.

Wie motivierst du sowohl die Führungsebene als auch die Mitarbeiter, sich für Nachhaltigkeit zu engagieren, obwohl es nicht zum Kerngeschäft gehört?

Wir haben das große Glück, mit unserem Geschäftsführer jemanden zu haben, für den Nachhaltigkeit in allen Aspekten schon immer ein Thema war. Auch die Zusammenarbeit mit unserem Eigentümer ist ausgesprochen gut. Insofern wird das Thema z.B. auch durch Schulungsangebote oder den Austausch mit den anderen Nachhaltigkeitsbeauftragten aus der Firmengruppe unterstützt. Bei den Kolleginnen und Kollegen ist es eher ein schrittweiser Prozess und hängt davon ab, wie groß das eigene Interesse daran ist. Je öfter in Gesprächen auch Aspekte der Nachhaltigkeit betrachtet werden, desto mehr werden auch von anderen Ideen eingebracht. Irgendwann wird es hoffentlich einfach zur Selbstverständlichkeit, Nachhaltigkeit mitzudenken. Aufgrund seiner besonderen Bedeutung ist bei uns der Einkauf momentan am stärksten involviert. Ich freue mich immer, wenn der Kollege wieder eine neue Idee vorstellt oder von vielversprechenden Kontakten zu Lieferanten berichtet.