"Future Soils" – Bodenfruchtbarkeit und Bodenschutz in Brandenburg
Durch den freiwilligen Emissionshandel können Unternehmen und Kommunen ihre nicht vermeidbaren Treibhausgase ausgleichen. Hierzu gibt es meist in den Ländern des globalen Südens Klimaschutzprojekte, zum Beispiel für den Schutz und Erhalt von Wäldern. Seit Inkrafttreten des Pariser Klimaschutzabkommens setzen sich die Signatarstaaten und immer mehr Unternehmen ambitioniertere Klimaschutzziele. In diesem Kontext sucht und unternimmt die everi GmbH Projekte, die zusätzliche Emissionsreduktionen generieren und somit zum Erreichen der Klimaschutzziele von Unternehmen und Ländern innerhalb Europas beitragen. Projektentwickler Wolfgang Brückner von everi und Zukunftswerk haben sich zusammengetan, um in Brandenburg ein erstes Vorhaben zu realisieren.
Herr Brückner, um welche Art von Klimaschutzprojekt handelt es sich in Brandenburg und wie kam die Zusammenarbeit zustande?
Im Falle unseres „Future Soils“ Projektes geht es um den Erhalt und die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit in einem Gebiet Deutschlands, welches zunehmend unter den Folgen des Klimawandels leidet. Lange Trockenperioden und Hitzewellen setzen der Landwirtschaft in der Gegend besonders zu, da es sich in der Region um sehr sandige, und damit sehr wasserdurchlässige Böden handelt. Zusammen mit unserem Pilotbetrieb in Brandenburg ist es unser Ziel, über Maßnahmen aus dem Bereich der regenerativen Landwirtschaft den Humusanteil des Bodens sukzessive zu erhöhen und damit die nachhaltige landwirtschaftliche Bewirtschaftung der Flächen sicher zu stellen. Da Humus zu einem großen Maße aus Kohlenstoff, das aus dem CO2-der Umgebungsluft entnommen wird, besteht, gilt Humus als CO2-Senke, die wir über das Projekt gezielt fördern wollen. Anhand wissenschaftlicher Methodologien rechnen wir dann den im Boden gemessen Kohlenstoff in CO2-Zertfikate um, die dann im freiwilligen Emissionsmarkt vertrieben werden und die eingesetzten Maßnahmen finanzieren sollen.
Das Besondere an unserem Projekt ist, dass wir über die Einlagerung von Kohlenstoff hinausgehen und über das Zertifikat vor allem auch eine bodenschonende Bodenbearbeitung sowie die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und -biodiversität mitfinanziert werden. Neben globalem Klimaschutz werden im Rahmen unseres Projektes somit wichtige Beiträge für die nachhaltige Entwicklung der Landwirtschaft und unserer ländlichen Regionen geleistet.
Die Zusammenarbeit mit Zukunftswerk entstand aus dem gemeinsamen Wunsch, zertifizierte und qualitativ hochwertige Klimaschutzprojekte in unserer Gegend zu entwickeln und umzusetzen. Unser gemeinsames Ziel ist es, die Erfahrungen aus den etablierten internationalen Kohlenstoffmärkten auch in unserer Region anzuwenden und unseren Kunden die Möglichkeit zu geben, regional aktiv zu werden ohne Abstriche bei der Qualität machen zu müssen.
"Einige unserer Kunden legen besonderen Wert auf einen regionalen Bezug und eine räumliche Nähe zum Projekt."
Wolfgang Brückner
Internationale Projekte werden zertifiziert. Ist das bei europäischen Klimaschutzprojekten auch der Fall und welche Schritte sind nötig, bis die ersten Zertifikate zur Verfügung stehen?
Diese Zertifizierung ist für die Qualitätssicherung der CO2-Einsparungen von großer Bedeutung. Deswegen haben wir uns entschieden, unser Projekt unter Anwendung der Regeln des führenden internationalen Standards für internationalen Klimaschutz (VERRA) zu entwickeln. Zum einen begleiten wir unseren Projektpartner eng und stimmen die umgesetzten Maßnahmen ab. Zum anderen folgen wir strikten wissenschaftlichen Kriterien, um eine möglichst genaue Messung der Kohlenstoff-Einlagerung zu generieren. Darüber hinaus stellen wir sicher, dass nicht alle ausschüttbaren Zertifikate auch zum CO2-Ausgleich genutzt werden, sondern geben diese in einen Sicherheitspuffer, um die Langfristigkeit (Permanenz) der zur Kompensation genutzten Zertifikate zu gewährleisten. Letztlich durchlaufen wir einen rigorosen, wiederkehrenden Verifizierungs- und Auditierungsprozess, um zu garantieren, dass unsere CO2-Zertifikate immer gemäß der wissenschaftlichen und durch den Standard vorgegebenen Maßgaben realisiert werden. Zwischen Projektbeginn und Ausschüttung der ersten Zertifikate können bis zu 5 Jahren liegen.
Bis vor kurzem waren Klimaschutzprojekte nur in sich entwickelnden Ländern möglich. Was sind Ihrer Meinung nach die Auswirkungen, wenn diese nun auch auf europäischem Boden realisierbar sind?
Einige unserer Kunden legen besonderen Wert auf einen regionalen Bezug und eine räumliche Nähe zum Projekt. Das Engagement in einem solchen Vorhaben ist für sie leichter vermittelbar, auch wenn die Kosten lokaler Aktivitäten die internationaler Projekte häufig übersteigen. Über ein Angebot in der Region wollen wir diese Kunden bedienen und ihnen so die Möglichkeit geben, qualitativ hochwertige Klimaschutzprojekte zu unterstützen. Dass diese auch zur Zielerreichung der Klimaschutzziele der europäischen Länder im Rahmen der Zusagen zum Pariser Klimaschutzabkommen beitragen können, ist dabei natürlich ein willkommener Effekt.
Brandenburg ist das erste gemeinsame Vorhaben in Deutschland. Welche weiteren Projekte möchten Sie in Deutschland auf die Beine stellen?
Aktuell fokussieren wir uns sehr auf Maßnahmen im Bereich der Landwirtschaft, da wir durch die veränderten Klimabedingungen hier einen großen Handlungsbedarf sehen. Wir streben an, diese in weiteren Teilen Deutschlands und darüber hinaus umzusetzen.