Interview mit Christian Strohmeier von egoFM
Wir haben großartige Kunden für die wir auf der einen oder andere Weise arbeiten dürfen. Diese stellen wir gerne in unregelmäßigen Abständen vor. Zu diesen gehört auch der Radio- und Streaming Sender egoFM aus München. Was Radio mit Nachhaltigkeit zu tun hat, lassen wir uns von Geschäftsführer Christian Strohmeier erklären:
Lieber Christian, egoFM hat eine GWÖ-Bilanz, setzt auf Klimaneutralität und engagiert sich für nachhaltigen Journalismus. Wie kam es dazu?
Als Medienunternehmen hat man eine besondere Verantwortung für die Gesellschaft, denn Medien versorgen die Menschen mit Informationen. Wenn sie sich mit hochwertigen News auseinandersetzen, dann können sie verantwortungsvoll am politischen Diskurs teilnehmen. Wenn es lediglich Zugang zu fake news oder alternative facts gibt oder man sogar direkter Manipulation ausgesetzt wird, dann kann kein selbstbestimmter politischer Diskurs mehr stattfinden und die Demokratie leidet darunter. Die Versorgung der Gesellschaft mit hochwertigen Informationen ist vergleichbar mit der Gewährleistung von sauberem Wasser. Bekommt die Gesellschaft verunreinigtes Wasser, dann wird sie krank. Ich habe schon einmal eine Gemeinwohlbilanz für eine Unternehmen im sozialen Bereich gemacht und gesehen, welche wichtigen Impulse für ein Unternehmen bei diesem Prozess gehoben werden. Diese wollte ich für den Sender egoFM ebenfalls nutzbar machen und habe darüber hinaus bei meinen KollegInnen und dem Hauptgesellschafter diesbezüglich offene Türen eingerannt.
Inhalte rund um Nachhaltigkeit werden gerne von Zeitungen, Radio- und Fernsehsendern für das eigene Publikum aufgegriffen. Die Medienbranche im Allgemeinen erscheint mir allerdings nicht besonders enkeltauglich. Welche Auswirkungen hat Eure klare Positionierung auf Eure Werbekunden und insbesondere auf Eure Hörer und Hörerinnen?
Es stimmt: Bis dato haben sich nur eine Handvoll Medienunternehmen mit Nachhaltigkeit für das eigene Unternehmen auseinandergesetzt. Wir wollten bei egoFM das Thema nicht mehr nur in der Berichterstattung aufgreifen, sondern auch bei uns selbst aktiv werden. Deswegen haben wir diese Prozesse gestartet und wie ich meine, als Medienunternehmen dadurch noch mehr Authentizität erreichen können. Den HörerInnen von egoFM hat das sehr gefallen! Wir wissen aus einer Umfrage, dass wir beim Thema Nachhaltigkeit fast so hohe Zustimmungsraten haben wie bei unserem Leib- und Seelen-Thema Musik. Ein sehr positiver Seiteneffekt war dann auch noch, dass wir kundenseitig ganz neue Zielgruppen für egoFM erschließen konnten, nämlich Unternehmen, die selbst ebenfalls einen nachhaltigen Ansatz haben und auf der Suche nach Partnern sind, die klimaneutrale Werbung ausstrahlen können.
"Die Versorgung der Gesellschaft mit hochwertigen Informationen ist vergleichbar mit der Gewährleistung von sauberem Wasser. Bekommt die Gesellschaft verunreinigtes Wasser, dann wird sie krank."
Christian Strohmeier
Die Gemeinwohl-Bilanz 2020 zeigt die besonderen Stärken. So hat Euer Sender einen hohen Wert beim Thema „Menschenwürde am Arbeitsplatz“ erreicht. Wo möchtet Ihr Euch bis zur nächsten Bilanz verbessern?
Beim Radio allgemein, aber insbesondere bei egoFM arbeiten viele Überzeugungstäter. Für diese Menschen haben wir sehr gute Arbeitsbedingungen geschaffen. Wir haben gerade die 2. Bilanzierung hinter uns gebracht und es zeigt sich, dass wir noch mehr an unserer Lieferkette arbeiten können. Denn hier lässt sich noch einiges verbessern. Im Besonderen sind das bei uns die Dienstleister, bei denen wir unser Signal einspeisen und über die wir das Weiterverbreiten, also Infrastruktur- und Sendeunternehmen. Über den Nachhaltigkeitspakt Medien Bayern sind wir mit einigen dieser Unternehmen im Gespräch. Eines hat schon angekündigt, klimaneutral zu arbeiten.
Wirtschaft und Nachhaltigkeit scheinen sich in so manchen Punkten auszuschließen, gemäß dem Motto „Erst kommt das Fressen, dann die Moral.“ Was müsste sich Deiner Meinung nach ändern, um das Ziel einer gemeinwohlorientierten Wirtschaft zu erreichen?
In der GWÖ legt man Maßstäbe für das unternehmerische Handeln an, die im Grunde genommen aus dem ganz alltäglichen, zwischenmenschlichen Miteinander resultieren. Jeder Mensch kennt diese Werte und bei Freunden und Familie spielen diese für jede Person eine wichtige Rolle. Es wird Zeit, dass wir uns auch im Business auf diese Grundpfeiler konzentrieren und nicht mehr hinnehmen, dass allzu viel unter dem Diktat der Gewinnorientierung steht.