Klimaschutz in Weilheim: "Wenn Unternehmen und Stadt gemeinsam Sache machen"

Das Klimanetzwerk Weilheim ist ein beeindruckendes Beispiel für gelebte Kooperation im Bereich Klimaschutz. Zu diesem Format haben wir uns mit den beiden Klimaschutzmanagerinnen Katharina Segerer und Angelika Baur unterhalten.
Welche Vision stand hinter der Gründung des Netzwerks und welche spezifischen Ziele habt ihr euch hier gesetzt? Wen möchtet ihr mit dem Netzwerk besonders ansprechen und einbinden?
Für uns als Klimaschutzmanagerinnen der Stadt Weilheim ist die klare Vision: Weilheim ist eine klimaschützende und an den Klimawandel angepasste Stadt – das heißt, dass Klimaschutz und Klimaanpassung bei allen Prozessen in der Stadt mitgedacht werden müssen.
Das gelingt aber nur, wenn die ganze Stadtgemeinschaft mit anpackt, denn die direkten Handlungsspielräume der Stadt sind begrenzt. Der Sektor Gewerbe, Handel und Dienstleistung ist in Weilheim für einen Anteil von über 50 % der gesamten städtischen CO₂-Emissionen verantwortlich. Es lag also nahe, auch bei den Unternehmen anzusetzen, wenn wir im Bereich Klimaschutz vorankommen möchten.
"Das Zukunftswerk, die Energiewende Oberland und das Nachhaltigkeitsteam der Sparkasse Oberland unterstützen uns bei der Umsetzung des Klimanetzwerks sehr! Miteinander – so der Ansatz – kann Klimaschutz wirklich funktionieren."
Angelika Baur
Ziel des Klimanetzwerks ist, die Unternehmen in Weilheim zu motivieren und zu unterstützen, in ihrem Handlungsbereich stärker im Klimaschutz aktiv zu werden und ihre CO₂-Emissionen zu senken, aber auch eine Austauschplattform zu schaffen, in der sich Unternehmen, Politik, Verwaltung und Bürger aus der Region mit Experten zum Thema Klimaschutz austauschen können. Dazu gab es bereits einige Netzwerktreffen zu verschiedenen Themen wie beispielsweise Sanierung oder Mobilität. Ergänzend konnten die Unternehmen verschiedene Beratungsbausteine von regionalen Experten in Anspruch nehmen, wie zum Beispiel Energieberatung und CO₂-Bilanzierung. Das Zukunftswerk, die Energiewende Oberland und das Nachhaltigkeitsteam der Sparkasse Oberland unterstützen uns bei der Umsetzung des Klimanetzwerks sehr! Miteinander – so der Ansatz – kann Klimaschutz wirklich funktionieren.
In den vergangenen Jahren habt ihr zahlreiche Veranstaltungen und Vorträge organisiert. Welche drei Ereignisse stechen für euch besonders hervor und welche außergewöhnlichen Erfahrungen konntet ihr dabei sammeln?
Spannend fand ich bereits den ersten Workshop mit den Unternehmen, in dem sichtbar wurde, in welchen Bereichen die Unternehmen schon oft aktiv sind, wie zum Beispiel beim Thema Dach-PV, und welche Hemmnisse es dennoch gibt, z. B. Denkmalschutz oder große internationale Betriebsstrukturen, die ein lokales Handeln oft kompliziert machen.
Aber auch das Treffen zum Thema Mobilität, bei dem es vor allem um die Einführung eines gemeinsamen Mitfahrkonzepts ging, oder die gemeinsame Organisation des Weilheimer Klimatags haben gezeigt, dass die Unternehmen Klimaschutzprojekte auch zusammen auf die Beine stellen können.
"Ein großer Baustein wird sicher das Thema Klimaanpassung sein, denn mit den steigenden Extremwettereignissen steigen auch hier die Risiken für die Stadtgesellschaft. Wir wollen Unternehmen dabei unterstützen, sich darauf vorzubereiten."
Katharina Segerer
Klimaschutz ist zweifellos ein zentrales Thema, doch auch andere Aspekte der Nachhaltigkeit, wie der Schutz der Artenvielfalt, Anpassungsstrategien an den Klimawandel oder soziale Gerechtigkeit in globalen Lieferketten, sind von großer Bedeutung. Welche Überlegungen oder Ideen gibt es? Plant ihr, das Klimanetzwerk in diese Richtungen zu erweitern? Welche Stärken des Klimanetzwerks würden dabei besonders zum Tragen kommen?
Gerade sind wir dabei, die kommenden Themen für das Klimanetzwerk auszuarbeiten. Ein großer Baustein wird sicher das Thema Klimaanpassung sein, denn mit den steigenden Extremwettereignissen steigen auch hier die Risiken für die Stadtgesellschaft. Wir wollen Unternehmen dabei unterstützen, sich darauf vorzubereiten. Wir können uns auch vorstellen, die Unternehmen stärker in die Umsetzung von anderen Klima- und Nachhaltigkeitsprojekten miteinzubeziehen. Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind sehr facettenreich, so wie unsere Unternehmen in Weilheim und der Region auch.
"Bei all diesen Themen möchten wir die Unternehmen, die Bürgerinnen und Bürger mit einbeziehen, denn sie haben nicht nur den Bedarf an dieser Infrastruktur, sondern auch das Potenzial, diese mit weiterzuentwickeln."
Angelika Baur
Was wäre, wenn ihr könntet, wie ihr wollt: Was würdet ihr idealerweise in 5-10 Jahren mit eurer Arbeit bewirkt haben? Und was sind diesbezüglich eure zukünftigen Pläne?
Die Weilheimer Stadtgesellschaft hat es in einem gemeinsamen Kraftakt geschafft, ihre CO₂-Emissionen deutlich zu reduzieren und gleichzeitig begonnen, eine Schwammstadt aufzubauen, die lebenswerte Entfaltungsmöglichkeiten für Menschen, Natur und Gewerbe bietet.
Pläne haben wir dazu einige, z.B. den Energiebedarf der Stadt komplett vor Ort auf Basis erneuerbarer Energien zu erzeugen. Das heißt, die Potenziale der kommunalen Wärmeplanung und der PV-Kartierung werden umgesetzt. Die Ladeinfrastruktur und sicheren Radwege sollen weiter ausgebaut werden. Außerdem wird derzeit ein Konzept erstellt, wie die Grünflächen in der Stadt naturnah gestaltet werden, um somit dem Artensterben entgegenzuwirken.
Bei all diesen Themen möchten wir die Unternehmen, die Bürgerinnen und Bürger mit einbeziehen, denn sie haben nicht nur den Bedarf an dieser Infrastruktur, sondern auch das Potenzial, diese mit weiterzuentwickeln.