"Leuchtürme" - Primavera: Die Bewahrer guter Bedingungen

Matthias Reichhart
vor 1 Woche5 min. Lesezeit

In unserer neuen Reihe „Leuchttürme“ beleuchten wir Unternehmen, die nachhaltiges Wachstum gestalten und Verantwortung für Gesellschaft und Umwelt übernehmen. Den Auftakt macht Andrea Dahm von Primavera, einem Pionier in der Herstellung biobasierter ätherischer Öle und Naturkosmetik in Bioqualität. Seit 1986 setzt Primavera Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit und Harmonie zwischen Mensch und Natur. Im Gespräch gibt uns Andrea Dahm inspirierende Einblicke in die Philosophie und Projekte des Unternehmens sowie ihren persönlichen Antrieb für nachhaltiges Wirtschaften.

Liebe Andrea, Primavera gehört zu den ersten Unternehmen, die ätherische Öle und Kosmetikprodukte in Bioqualität hergestellt haben. Was war die Motivation hinter der Gründung von Primavera?

Seit 1986 steht die Marke PRIMAVERA für nachhaltiges Handeln und Wirtschaften. Der Freundeskreis, aus dem das Unternehmen entstanden ist, war angetrieben von dem Wunsch, Mensch und Natur in harmonischem Einklang zu verbinden. Mit den ätherischen Ölen hatten die Freunde und Freundinnen den Schlüssel dafür gefunden. Die Pflanzendüfte wirken mit ihren Kräften auf Körper, Geist und Seele gleichermaßen und sind unser Zugang zu einem gesunden und glücklichen Leben mit der Natur. Aus der Überzeugung, dass das Heilen im ganzheitlichen Sinn nur mit der bestmöglichen Reinheit der Pflanzenstoffe möglich ist, war und ist Bio-Anbau für unsere pflanzlichen Rohstoffe für uns schon immer der einzig gangbare Weg.

"Das 'Bewahren guter Bedingungen' war von Anfang an das zentrale Anliegen unserer Firmengründer*innen."

Andrea Dahm

Eure Firma ist nun seit fast 40 Jahren aktiv. Wie hat sich das Thema Nachhaltigkeit in diesem Zeitraum entwickelt?

Das „Bewahren guter Bedingungen“ war von Anfang an das zentrale Anliegen unserer Firmengründer*innen. Das Wort ‚Sustainability‘ drückt dies treffender aus als unser deutscher Begriff ‚Nachhaltigkeit‘. Bereits seit Firmengründung schöpfen wir daher achtsam aus der Natur und geben ihr zurück, leben in Balance mit ihr. Was heute allgemein unter Nachhaltigkeit gefasst wird, leitet also seit jeher unser Handeln. Denn wenn man mit der Natur lebt, tut man ganz selbstverständlich alles, um sie zu erhalten. Diese Grundhaltung schließt Mensch, Natur und Umwelt mit ein und ist fest in unserer Firmenphilosophie verankert. Bei unserem Verständnis von nachhaltigem Handeln geht es uns daher nicht nur um Zahlen, Daten und Fakten. Allerdings liefern diese die Grundlage dafür, zu verstehen, wo wir ansetzen müssen, um Lösungen für die Herausforderungen unsere Zeit wie Klimaerwärmung und den Verlust der Biodiversität zu finden.

Nachhaltigkeit verstehen wir als einen kontinuierlichen Prozess. Es geht nicht um Perfektion, sondern um stetige Verbesserung. Welche Projekte plant Primavera in den kommenden Jahren?

Auch wir sehen Nachhaltigkeit als Weg, der nicht aufhört. Jeder einzelne Schritt in die richtige Richtung ist dabei wichtig, ist er auch noch so klein. Anfangen und stetig vorankommen, ist unsere Prämisse. In den kommenden Jahren haben wir viel vor: Wir möchten den Schutz und die Förderung von Biodiversität in unseren Lieferketten verstärken, unsere Produkte in geschlossene Kreisläufe bringen sowie Aromatherapie bzw. Aromapflege als Naturheilkundebaustein in der Gesundheitsvorsorge weiter etablieren, um nur einige zu nennen.

"Die Zusammenhänge zwischen unserem Tun und dem Impact, den wir dadurch an vielen Stellen bewirken können, besser zu verstehen und nutzen zu können, um noch nachhaltiger zu agieren, hat mich motiviert, mich mehr mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen."

Andrea Dahm

In Europa rückt die CSRD-Richtlinie immer stärker in den Fokus, und Unternehmen werden zunehmend zu umfassender Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet. Wie geht Primavera mit diesen neuen Anforderungen um, und welche Rolle spielt die Gesetzgebung in eurem Nachhaltigkeitsmanagement?

Natürlich unterliegen auch wir als wirtschaftendes Unternehmen in der EU den geltenden bzw. zukünftigen Gesetzen wie z.B. der Verordnung über entwaldungsfreie Produkte. Auch wenn wir noch nicht berichten müssen, bereiten wir uns gerade auf unsere erste Berichterstattung nach CSRD vor. Momentan stehen wir im Prozess der Doppelten Wesentlichkeitsanalyse. Hier gilt es, die wesentlichen Themen für uns zu identifizieren, die Anforderungen in diesen Themenbereichen zu verstehen, die Dokumentation zu erstellen usw. Für uns hört der Prozess aber nicht bei der Berichterstattung auf. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse definieren wir unsere Prioritäten, möchten uns weitere sinnvolle Ziele setzen sowie wirksame Maßnahmen ableiten und vor allem ins Tun kommen.

Andrea, was hat Dich persönlich am meisten inspiriert oder motiviert, Dich für Nachhaltigkeit einzusetzen? Gab es einen bestimmten Moment oder eine Erfahrung in Deinem Leben, die Deine Sichtweise auf nachhaltiges Wirtschaften geprägt hat?“

Es gab nicht DEN EINEN Schlüsselmoment, aber ein Projekt, das meinen Blick verändert hat. In meiner Zeit als Produktmanagerin Naturkosmetik bei PRIMAVERA durfte ich gemeinsam mit unserem Anbaupartner Bio Bhutan 2012 dessen Seifenprojekt weiterentwickeln. Wir beziehen seitdem eine exklusive Naturseife, die komplett in Bhutan hergestellt wird. Bei der Recherche zur Seifenherstellung, zu den verwendeten Inhaltsstoffen, der Papierverpackung, die aus der Rinde des Seidelbasts hergestellt wird, und zu den Menschen – vor allem den Frauen –, die durch die Seife für sich und ihre Familien Einkommen generieren, ist mir zum ersten Mal in vollem Ausmaß bewusst geworden, wie umfassend die positiven Auswirkungen dieses Projektes auf die Menschen und die Natur in Bhutan sind.

Die Zusammenhänge zwischen unserem Tun und dem Impact, den wir dadurch an vielen Stellen bewirken können, besser zu verstehen und nutzen zu können, um noch nachhaltiger zu agieren, hat mich motiviert, mich mehr mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Seit 2018 darf ich nun als Nachhaltigkeitsmanagerin den Bereich bei PRIMAVERA verantworten.