Mountain Office – Im Gespräch mit Ella Lagé von TheDive

Das Mountain Officevom 26. – 28. Juni ist ein 3-Tages Workshop für Inspiration, Reflexion und Erfahrungsaustausch für Verantwortliche, Entscheider*innen und Innovator*innen rundum das Thema Nachhaltigkeit in den Bergen. Mit von der Partie ist Ella Lagé von TheDive.
Liebe Ella, dürfen wir Dich bitten, Dich und TheDive vorzustellen?
TheDive (www.thedive.com/de/about) bietet Transformationsbegleitung und systemische Organisationsentwicklung mit Standorten in Berlin und München. Wir arbeiten seit 10 Jahren an einer lebensdienlichen Wirtschaft. Mit dem Loop Approach beispielsweise begleiten wir Teams auf dem Weg in die Selbstorganisation.
Vor einigen Jahren wurde in Gesprächen mit unseren Kunden spürbar, dass unsere Ansprechpartner*innen Spannungen mit der Nachhaltigkeitstransformation hatten. „Wir wissen eigentlich, was wir ändern müssten, um unseren Lebensraum für kommende Generationen bewohnbar zu übergeben. Für vieles sind sogar technische Alternativen vorhanden. Aber wir kommen trotzdem nur sehr zögerlich oder gar nicht ins Tun“, hörten wir sinngemäß immer wieder.
Der Stellar Approach entstand als Antwort auf diese Spannungen: Wie kommen wir zu lebensdienlicheren Entscheidungen? Welche Schritte können wir allein gehen, wofür brauchen wir andere? Womit fangen wir an? Wie messen wir unseren Fortschritt hin zur Lebensdienlichkeit? Und wie bleiben wir unterwegs bei Kräften?
Ich selbst setze mich seit über 10 Jahren für Klimaschutz ein. Ich komme ursprünglich aus dem Service Design und habe zahlreiche innovative Co-Kreations-Prozesse mit großen Unternehmen begleitet. Dabei wurde deutlich, dass selbst, wenn Innovation unbedingt gewollt ist, die bestehenden Strukturen und Prozesse, ebenso wie die Kultur in Unternehmen jede Veränderung im Keim ersticken kann. So bin ich 2019 zur Organisationsentwicklung gekommen und befasse mich heute damit, was Menschen – Teams und Führungskräfte – brauchen, um vom „man müsste mal nachhaltiger werden“ in die Umsetzung zu finden und Nachhaltigkeit als etwas Positives zu erleben.
"Eine körperliche Erfahrung im Raum sagt manchmal mehr als 1000 Worte. Und in den Bergen erleben wir unseren Lebensraum ohnehin auf ungewohnt intensive Weise. Darauf freue ich mich schon sehr."
Ella Lagé
Du hast Dich bereit erklärt, mit uns gemeinsam das Abenteuer Mountain Office zu wagen. Wir begeben uns Ende Juni auf die Lindauer Hütte im Montafon. Welchen Beitrag können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Dir und TheDive erwarten?
Ich werde einen Einblick in den Stellar Approach und das Thema regeneratives Wirtschaften geben sowie einzelne Tools mit Euch anwenden. Die Tools vermitteln Praktiken, die Teams und Individuen in Unternehmen befähigen, in ihrem operativen Einflussbereich zum Erreichen eines größeren Nachhaltigkeitsziels für das ganze Unternehmen beizutragen. Ziel der Tools ist es, das bereits vorhandene Wissen über die multiplen Krisen in ein Bewusstsein zu überführen und direkt und leichtfüßig ins Handeln zu kommen.
Ich lege Wert auf Vermittlung, die nicht nur den Kopf anspricht, sondern auch die emotionale Ebene einbezieht. Die eigene Rolle auf dem Weg in eine lebensdienliche Wirtschaft ist für viele mit ambivalenten Gefühlen verbunden: Unsicherheit, gleichzeitig Tatendrang, Neugier, Ungeduld und nicht selten auch Hilflosigkeit und Überforderung. Das kenne ich auch von mir selbst. In einer solchen Situation helfen uns Theorien allein nicht weiter. Eine körperliche Erfahrung im Raum sagt manchmal mehr als 1000 Worte. Und in den Bergen erleben wir unseren Lebensraum ohnehin auf ungewohnt intensive Weise. Darauf freue ich mich schon sehr.

Nachhaltigkeitsverantwortliche sind oft Einzelkämpfer*innen. Aus Eurer Erfahrung, wie gelingt es, die transformatorische Relevanz von Nachhaltigkeit nach innen (sei es Arbeit nach „oben“ oder in die Teams hinein) deutlich zu machen?
Das hängt sehr von der individuellen Situation und der Unternehmenskultur ab. Wenn die Relevanz von dem*der Nachhaltigkeitsverantwortlichen deutlich gemacht werden muss, ist es wahrscheinlich, dass die Führung sich nicht einheitlich und verbindlich zum Thema positioniert. Dann ist Arbeit mit der Führungsebene für den Erfolg unabdingbar. Ansonsten werden beispielsweise ehrgeizige Verantwortlichkeiten verteilt, ohne sie mit ausreichend Budget, Zeit und Kompetenz auszustatten, geschweige denn mit Weisungsbefugnis. Oder im Unternehmen wird Nachhaltigkeit gepredigt, de facto aber das Gegenteil belohnt. Da kann Transformationsbegleitung ansetzen.
Da Kommunikation über Nachhaltigkeit im Unternehmen für alle Beteiligten ein wichtiger Erfolgsfaktor ist, spielt im Stellar Approach auch das Thema Storytelling eine Rolle: Welche Menschen innerhalb und außerhalb der Organisation können wir mit welchem Narrativ zu Verbündeten machen? Die Narrative bewusst zu gestalten, macht Spaß und kann wirksam sein.
Die Erwartungen und Wünsche der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind ein Aspekt. Was uns noch wichtig ist. Wenn Du im Juni zurück vom Berg kommst – wann würdest Du sagen: Ich hätte meine Zeit nicht besser verbringen können?
Wenn ich von den neuen Kontakten inspiriert bin und sie inspirieren konnte. Am schönsten ist es aber, wenn Menschen das Thema Nachhaltigkeit als etwas unerwartet Leichtes erfahren, voller Tatendrang und Stolz nach Hause fahren — und dadurch vielleicht sogar neuen Sinn in ihrer Arbeit erkennen.
"Oder im Unternehmen wird Nachhaltigkeit gepredigt, de facto aber das Gegenteil belohnt. Da kann Transformationsbegleitung ansetzen."
Ella Lagé
