Treibhausgasneutrale Verwaltung bis zum Jahr 2034 – Klimaschutz im Landratsamt Miesbach

Matthias Reichhart
vor 1 Monat3 min. Lesezeit

Städte, Gemeinden und Landkreise spielen eine entscheidende Rolle auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit und effektivem Klimaschutz. Der Landkreis Miesbach hat kürzlich eine Treibhausgasbilanz durch das Unternehmen Zukunftswerk erstellen lassen. In einem Gespräch mit Klimaschutzmanagerin Antonia Rüede-Passul haben wir über den CO2-Fußabdruck, die zentralen Erkenntnisse sowie die Herausforderungen gesprochen, denen sich der Landkreis gegenübersieht.

Liebe Antonia, das Landratsamt Miesbach hat sich entschieden, eine CO2-Bilanz zu erstellen. Nach welchem Standard wurde dieser Fußabdruck berechnet und welche Aspekte umfasst er? Welche Herausforderungen habt ihr dabei bewältigen müssen und was waren die wichtigsten Erkenntnisse aus der Analyse?

Der Fußabdruck des Landratsamtes wurde nach dem globalen Standard des Greenhouse Gas Protocols (GHG) erstellt. Die Systemgrenzen wurden entsprechend der operativen Kontrolle des Landratsamtes gezogen – das heißt, alle Bereiche wurden integriert, auf die wir als Verwaltung einen Einfluss haben. Neben den Verwaltungsgebäuden gehören dazu zum Beispiel auch weitere Kreisliegenschaften wie die staatlichen weiterführenden Schulen oder der Schülerverkehr.

Die größte Herausforderung war die fehlende Datenverfügbarkeit im Bereich der Anlagegüter, Waren und Dienstleistungen. Am Ende wurde dieser Bereich marktbasiert aufgenommen, das heißt, über die Kosten abgebildet. Das bringt eine gewisse Unschärfe mit sich.

Wir waren sehr überrascht, welchen Anteil die Anlagegüter, Waren und Dienstleistungen an den Emissionen ausmachen, insbesondere im Verhältnis zum Beispiel zum Fuhrpark. Wir werden nun sicherlich einige neue Schwerpunkte setzen.

"Wir waren sehr überrascht, welchen Anteil die Anlagegüter, Waren und Dienstleistungen an den Emissionen ausmachen, insbesondere im Verhältnis zum Beispiel zum Fuhrpark."

Antonia Rüede-Passul

Im Anschluss an die Erstellung der Treibhausgasbilanz stehen nun die Bemühungen zur Reduktion der Emissionen im Fokus. Welche Ziele hat sich das Landratsamt in diesem Zusammenhang gesetzt und welche Maßnahmen sind geplant?

Das Landratsamt hat sich entsprechend der Science Based Targets (SBTs) für das Zieljahr 2034 entschieden. Dies ist entsprechend der Reduktionsszenarien theoretisch erreichbar. Dazu müssen zahlreiche Maßnahmen im Bereich Gebäudesanierung, Dekarbonisierung der Wärmequellen und Dekarbonisierung des Schülerverkehrs bzw. des Fuhrparks umgesetzt werden.

"Bei der Umsetzung war uns wichtig, die Verwaltung in den Prozess von Anfang an miteinzubeziehen. Denn diese Aufgabe wird zahlreiche Bereiche tangieren und das Ziel kann nur erreicht werden, wenn alle zusammenarbeiten."

Antonia Rüede-Passul

Als Klimaschutzmanagerinnen seid ihr Teil eines Netzwerks, das Verwaltung, Kreisräte und verschiedene Interessensgruppen umfasst. Konntet ihr die Stakeholder von eurem Vorhaben überzeugen? Wenn ja, welche Strategien habt ihr dabei verfolgt?

Das Bayrische Klimaschutzgesetz setzte mit einer Empfehlung die Grundlage. Das Expertengremium, der Klimaschutzbeirat, priorisierte dieses Thema entsprechend. Bei der Umsetzung war uns wichtig, die Verwaltung in den Prozess von Anfang an miteinzubeziehen. Denn diese Aufgabe wird zahlreiche Bereiche tangieren und das Ziel kann nur erreicht werden, wenn alle zusammenarbeiten. Dafür wurde ein Projektteam zusammengestellt, welches wichtige Entscheidungen und Rahmenbedingungen gemeinsam getroffen hat.

Dank der Treibhausgasbilanz und der Reduktionsszenarien konnten wir in den Kreisgremien darstellen, in welchen Bereichen Handlungsbedarf besteht und wie bzw. ob das Ziel erreicht werden kann. Der Kreistag hat auf dieser Basis am 2. Oktober folgenden Beschluss gefasst:

  • Der Kreistag beschließt die Treibhausgasneutrale Verwaltung für das Landratsamt bis zum Jahr 2034. Die Verwaltung wird beauftragt, die zur CO2e-Vermeidung und -Reduktion definierten sowie weitere zu identifizierende Maßnahmen umzusetzen.
  • Den Beteiligungen des Landkreises wird empfohlen, vergleichbare Schritte hin zur Treibhausgasneutralität zu prüfen.