CBREs ganzheitlicher Ansatz für zukunftsfähige Immobilien

"Wir sind das weltweit größte Unternehmen für Services und Investments im Bereich Gewerbeimmobilien. Mit unserem umfassenden Dienstleistungsangebot sowie fundierten Marktinformationen decken wir alle Anforderungen der Branche ab."
…so präsentiert sich CBRE auf seiner Website. Doch hinter dieser prägnanten Selbstbeschreibung verbirgt sich ein Unternehmen, das längst mehr als klassische Immobilienentwicklung betreibt. Nachhaltigkeitsthemen wie Klimarisiken und Biodiversität sind mittlerweile zentrale Bestandteile des Leistungsportfolios.
Seit Anfang 2025 besteht eine vielversprechende Kooperation zwischen Zukunftswerk und CBRE. Wir nutzen die Gelegenheit, um mit Uwe Stenzel, dem Environmental Services Lead bei ESG & Sustainability Solutions von CBRE, über diese Zusammenarbeit und die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche zu sprechen.
Lieber Uwe, für alle, die CBRE noch nicht kennen: Was macht euer Unternehmen aus und worin liegt eure besondere Expertise?
CBRE ist ein Unternehmen, das weltweit Dienstleistungen über den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie anbietet und das mit einem Fokus auf Effizienz, aber auch ganz klar auf Nachhaltigkeit. Als internationaler All-in-One-Dienstleister bieten wir nicht nur klassische Leistungen wie Verkauf, Vermietung und Property Management in allen Assetklassen, sondern auch technische Services und Umweltdienstleistungen.
Unsere Stärke liegt in der ganzheitlichen Betrachtung: Wir verbinden lokale Expertise mit globaler Reichweite und denken Immobilien strategisch – von Ankauf über den Betrieb und Vermietung bis zur Transformation und Verkauf. So schaffen wir gemeinsam mit unseren Partnern zukunftsfähige Immobilienlösungen, die ökologische Verantwortung mit wirtschaftlichem Erfolg vereinen.

"Das Klima bestimmt, wie wir in Zukunft leben. Die Biodiversität, ob wir überhaupt leben."
Klimarisiken werden für Immobilieneigentümer immer relevanter. Dein Team analysiert diese Risiken für Gewerbeimmobilien. Welche Bedeutung hat diese Arbeit für die Eigentümer und wie können sie die gewonnenen Erkenntnisse konkret nutzen?
Klimarisiken lassen sich aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Einerseits gibt es die transformatorischen Risiken, die durch tiefgreifende Veränderungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Regulierung entstehen, etwa im Zuge des Übergangs zu einer CO₂-neutralen Wirtschaft und den damit verbundenen gesetzlichen Anforderungen.
Besonders am Herzen liegen mir jedoch die physischen Klimarisiken: Gefahren, die durch extreme Wetterereignisse oder langfristige Klimaänderungen entstehen und direkte Auswirkungen auf Immobilien und unternehmerische Aktivitäten haben können – sei es durch Überflutung, Hitze, Sturm oder andere Ereignisse. Darüber könnte ich stundenlang erzählen (speziell, wenn dabei auch noch um mein Lieblingsthema „Wasser“ geht).
Die Analyse dieser Risiken ist für Immobilieneigentümer von zentraler Bedeutung. Sie hilft dabei, die Resilienz von Gebäuden und betrieblichen Prozessen zu stärken, die Wertbeständigkeit von Liegenschaften langfristig zu sichern und gleichzeitig regulatorische Anforderungen zu erfüllen. Unser Team unterstützt Eigentümer dabei, fundierte Entscheidungen zu treffen – sei es bei Investitionen, Zertifizierungen, im Betrieb, aber auch bei der strategischen Ausrichtung ganzer Immobilienportfolios.
"Intakte Ökosysteme sind keine nette Zugabe, sie sind unsere Lebensgrundlage, denn sie sichern z.B. unsere Ernährung."
Uwe Stenzel
Biodiversität scheint auf den ersten Blick weit entfernt vom Immobiliengeschäft. Doch ihr integriert diesen Aspekt gezielt in eure Arbeit. Welche Verbindungen siehst du zwischen Artenschutz, biologischer Vielfalt und Gewerbeimmobilien? Welche überraschenden Erkenntnisse habt ihr dabei gewonnen?
Genau, auf den ersten Blick wirkt Biodiversität weit entfernt vom Immobiliengeschäft und genauso wird das auch noch von Vielen empfunden, nicht nur in unserer Branche. Ich bringe bei solchen Gelegenheiten gerne das etwas abgedroschene, aber zutreffende Zitat zum Besten: „Das Klima bestimmt, wie wir in Zukunft leben – die Biodiversität, ob wir überhaupt leben.“ (Autor leider unbekannt, aber die Aussage sitzt.)
Im Gegensatz zu physischen Klimarisiken, deren Auswirkungen für Immobilieneigentümer oft direkt sichtbar und finanziell messbar sind (dann, wenn der Keller nach einem Starkregen vollläuft), wirkt der Nutzen von Investitionen in Biodiversität zunächst abstrakt. Warum sollte ein Projektentwickler Lebensräume für Insekten schaffen, wenn er eigentlich Parkplätze bauen will? Doch genau hier liegt der Denkfehler: Intakte Ökosysteme sind keine nette Zugabe, sie sind unsere Lebensgrundlage, denn sie sichern z.B. unsere Ernährung.
Die sogenannten Ökosystemleistungen, die die Natur uns kostenlos zur Verfügung stellt – Bestäubung, Wasserreinigung, Klimaregulierung – haben einen geschätzten Wert, der das globale Bruttosozialprodukt übersteigt (je nach Schätzung sogar mehrfach). Und trotzdem investieren wir weiterhin in deren Zerstörung und das taucht in keiner Unternehmensbilanz auf.
Meine Überzeugung: Jede Maßnahme zählt. Auch kleine Eingriffe – wie begrünte Dächer, heimische Pflanzen, eine ungemähte Wiese oder Rückzugsräume für Tiere – tragen zur Sicherung der biologischen Vielfalt bei. Alle Maßnahmen zusammen machen den Unterschied.
Ist das überraschend? Eher nicht. Aber es ist dringend notwendig, dass wir Biodiversität als integralen Bestandteil nachhaltiger Immobilienentwicklung begreifen, nicht als Randnotiz.
Die Stakeholder der Immobilienbranche lassen sich allerdings mit den folgenden wirtschaftlichen Argumenten häufig überzeugen:
- Erfüllung gesetzlicher Vorgaben (EU-Taxonomie, CSRD etc.)
- Steigerung des Nutzer-Wohlbefindens in grünen Gebäuden
- Potenzielle Wertsteigerung durch nachhaltige Standortentwicklung
Seit 2025 arbeiten CBRE und Zukunftswerk zusammen. Was hat zu dieser Kooperation geführt?
Matthias! Eigentlich müsste ich jetzt sagen: „Unsere Töchter!“. Denn ohne die hätten wir uns nicht kennengelernt und du mich nicht angesprochen wegen einer möglichen Kooperation.
Aber Spaß beiseite: Ich habe die Aktivitäten des Zukunftswerks schon lange mit großem Interesse und Freude verfolgt. Die Art und Weise wie ihr Dinge anpackt, aber natürlich auch das große Fachwissen, das man in jedem Detail spürt und das breite Spektrum eurer Leistungen haben mir immer schon gut gefallen. Um so mehr hat es mich dann gefreut, als du mich angesprochen hast (ich selbst hätte mich wahrscheinlich nicht getraut).
Und schon nach dem ersten Gespräch war klar, dass wir sicherlich etwas gemeinsam auf die Beine stellen können. Was wir dann ja auch getan haben. Das läßt sich auch noch ausbauen und daran arbeiten wir!
"Es geht nicht nur darum, was wir heute für uns selbst gewinnen, sondern darum, was wir morgen für alle hinterlassen."
Uwe Stenzel
Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind für dich nicht nur berufliche Themen, sondern auch persönliche Anliegen. Was wünschst du dir für die Zukunft sowohl für die Branche als auch darüber hinaus?
In Vorträgen, die ich zu den Themen Klimarisiken, Biodiversität, aber auch anderen Umweltthemen halte, lenke ich gerne das Augenmerk der Zuhörer darauf, dass es keine „Insellösungen“ gibt. Soll heißen: Man kann nicht an einer Stelle etwas ändern, ohne dass an einer anderen etwas passiert. Man muss immer bereit sein, über den Tellerrand hinauszuschauen. Und wer dann noch Verständnis, Offenheit und Interesse an den Dingen jenseits des Tellerrands mitbringt, der wird ganz überraschende Entdeckungen machen.
Das mag jetzt ein bisschen philosophisch klingen, ist aber gar nicht so gemeint. Hier geht es um ganz praktische Dinge. Ein Beispiel von vielen: Wenn ich auf meiner Liegenschaft anfallendes Regenwasser „manage“ (Speicherung, Rückhaltung, Versickerung) kann ich dazu beitragen, dass ein Starkregenereignis ein geringeres Risiko für alle darstellt. Gleichzeitig kann ich mit gespeichertem Regenwasser in den sicherlich vor uns liegenden Trockenzeiten Pflanzen/Begrünungen bewässern, die zum Mikroklima positiv beitragen und gleichzeitig die Biodiversität verbessern. Bingo! Die Liste solcher Beispiele lässt sich endlos fortsetzen und der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
Mein Wunsch also: Es geht nicht nur darum, was wir heute für uns selbst gewinnen, sondern darum, was wir morgen für alle hinterlassen. Investitionen in Biodiversität, Klimaschutz und -anpassung, aber auch in die vielen anderen wichtigen Zukunftsdisziplinen, sind ein Beitrag für alle und die Zukunft. Und wenn dann jeder auch nochmal rechts und links schaut (so wie wir es im Kindergarten gelernt haben), habe ich ein gutes Gefühl für unsere gemeinsame Zukunft.
Noch ein Wunsch, bitte: Es gibt hier noch viel zu tun, richtig viel, damit wir eine lebenswerte Zukunft haben. Aber bitte nicht nur auf das zeigen was noch fehlt, sondern auch auf die vielen Dinge, die wir schon erreicht haben. Das motiviert einfach mehr.
